Innovationsz.
  Kategorie  Vertiefungsentwurf

  Lehrstuhl  Lehrstuhl für Industriebauten - Prof. Dr.-Ing. Gunter Henn

  Aufgabe  Die Aufgabe dieses Entwurfes bestand darin, eine Mietfabrik als Innovationszentrum an der Schandauer Straße in Dresden-Striesen zu planen.Neben der Bereitstellung von flexible Mieteinheiten zur Ansiedlung von StartUp-Unternehmen soll das Objekt zu einer Revitalisierung und hochbaulichen Weiterentwicklung des Quartiers beitragen und die Reintegration der Industrie in den städtischen Raum fördern.

  städtebauliches
  Konzept
  Das Hauptziel des Entwurfes ist die Schaffung einer neuen Mitte für das Quartier an der Schandauer Straße. Die gewählte Parzelle an den Technischen Sammlungen, der Kirche und der Tanzschule bietet sich dafür an, da vorhandene urbane Potentiale aufgenommen und ausgebaut werden können.
Um dieses Ziel zu verwirklichen wurden drei städtebauliche Themenbänder konzipiert. Das Schaufensterband beinhaltet Show-Rooms, Innovationszentren oder Einkaufsmöglichkeiten.
Das Kulturband umfasst u.a. Veranstaltungsbereiche in der Kirche, in den Technischen Sammlungen und auf dem Gelände der F6-Werke.
Das Grünband führt die Freiräume am Landgraben und an der Kirche bis zum Striesener Friedhof fort. Es schafft ein zusammenhängendes, öffentlich zugängliches Grünsystem mit Sportmöglichkeiten und einer Innovationstestsrecke.
Aus der Überlagerung der Themenbänder ergibt sich das Bild eines Rückens südlich der Schandauer Strasse. Für den Passanten entstehen überschaubare, räumliche Welten. Diese ermutigen dazu, neue Wege abseits der unendlich erscheinenden Schandauer Straße zu benutzen.

  Gebäudekonzept  Die zentrale Idee des Entwurfs basiert auf dem Bild eines räumlichen Webrahmens. Feste Rahmenbedingungen werden mit dem flexiblen Erkenntnisprozess im Inneren vereint, an dessen Ende die Entwicklung von Prototypen für den Markt steht. In der baulichen Übersetzung ergibt sich ein System von massiv ausgebildeten Rahmen nach außen, die die Baustruktur umschließen und notwendige Funktionen wie Zuarbeitsmodule, Mietflächen, Haustechnik beinhalten. Im Inneren entfaltet sich eine Architekturskulptur, die freie, durch die Wissensträger bespielbare Flächen beinhaltet. Aus der Arbeitsweise in einem Innovationszentrum ergibt sich eine Zweiteilung des Gebäudes in Bereiche der Kopfarbeit und der Handarbeit d.h. der Produktion. Beide werden durch Datenleitungen, Kommunikationsbrücken als Nerven und Muskeln des Gebäudes verbunden.

Weitere Rahmungen werden durch einen neuen Fitnessbaukörper, die Technischen Sammlungen sowie durch Präsentationsboxen aufgespannt. Die Integration dieser öffentlichen Potentiale trägt dazu bei, das Innovationszentrum nicht als isolierte Struktur sondern als Beitrag zur Stadtentwicklung zu begreifen.

Zwischen den Baukörpern werden verschiedene Freiraumsituationen wie eine Plaza, ein Forschergarten oder die Testsrecke implantiert. Durch dieses entstehende Ensemble wird der Besucher entlang von Lichtstelen hindurchgeleitet.

  Grundrisse und
  Prozessorganisation
  Der Rahmen des Wissensbaukörpers beinhaltet im Erdgeschoss öffentliche Funktionen wie Existenzgründerberatung oder Pressedienst. In den oberen Etagen erfolgt eine Abstufung von Einsteigerarbeitsplätzen, über Forschungs- und Entwicklungsbüros für etablierte Firmen bis hin zur Bürowerkstatt als erster experimenteller Kreativbereich. Die Wissensskulptur eröffnet großzügige Galerien u.a. für Denkerzellen oder Recherchezonen. Im Gebäuderahmen des Produktionsbaukörpers erfolgt die Anlieferung. Der Vertikaltransport wird durch ein intelligentes Hochregallager, der Horizontaltransport der Materialien, sowie die Medienverteilung über eine Straße im Rahmeninneren gewährleistet. Diese Organisation ermöglicht eine flexible Installationsführung in die Zuarbeitsmodule und Trockenlabore, die zur Schandauer Straße hin angeordnet sind. In der Produktionsskulptur befindet sich der Montage- und Fügungsbereich, der ebenfalls frei unterteilbar ist. In den Obergeschossen beider Bauten sind Mitarbeitererholung, Cafeteria und Dachterrassen vorgesehen, die durch einen offenen Skywalk miteinander verbunden werden. In den Gebäudegelenken und -endpunkten befinden sich Fluchttreppenhäuser, Sanitäranlagen und die Haustechnik. Wichtigstes Verbindungselement zwischen beiden Gebäuden ist die gläserne Hauptbrücke zwischen Forschungswerkstatt und Recherchebereich.

  Gestaltungskonzept  Die verwendeten Baumaterialien und die Farbgestaltung des gebäudes sollen die Metapher des Webrahmens unterstreichen. So sind die Rahmenbereiche durch grobe Sichtbetonkerne mit kleinen Fensteröffnungen und großflächige Aluminiumgitterstrukturen verdeutlicht. Das Gitter erscheint je nach Betrachtungswinkel massiv bis durchlässig, ermöglicht dennoch eine gleichmäßige Belichtung der Innenräume. Gleichzeitig wird die Proportionierung der Fassade bewusst versteckt, um nicht in Konkurrenz zur feinen Gliederung der Technischen Sammlungen und anderer umliegender Bestands-Bauwerke zu treten und um den eigentlichen Aha-Effekt im Inneren der Parzelle vorzubereiten. Die Hartnäckigkeit des Rahmens wird durch ein Spiel mit liegenden Fensterbändern, durch Holzdachterrassen und durch Holzschaufenster im Erdgeschoss unterbrochen. Gläserne Schauboxen stellen farbige Akzente am Eingangsbereich in das Gelände dar und dienen als exklusive Präsentationsflächen für Innovationszentrum und Museum. Im Gegensatz zum geschlossenen Rahmen erscheint die innere Skulptur als transparenter Kristall aus Stahl und Glas. Durch die Fortführung des Stelenmotivs aus dem Außenraum in Fassade und Gebäudeinneres werden Innen- und Außenraum miteinander verwoben.

  Bearbeitung  Tini Nowotny, Sebastian Schild